Lockheed Martin F-35 Lightning II : Warum der Superfighter trotz Erfolg für Ärger sorgt (2024)

Kanadas Unschlüssigkeit bei der Beschaffung eines dringend benötigten neuen Kampfflugzeugs stellt selbst die Schweiz in den Schatten: Seit 25 Jahren wird ein Ersatz für die Boeing CF-188 Hornet gesucht, und nachdem Lockheed Martin als Hauptauftragnehmer des JSF ausgewählt worden war, entschied sich Kanada, ein Teilnehmer der Stufe drei an dem Projekt zu werden (zusammen mit Norwegen, Dänemark, der Türkei und Australien).

Kanadische Jäger-Auswahl

Im Oktober 2015 gewann allerdings die Liberale Partei Kanadas unter Justin Trudeau die Mehrheit, teilweise auf Basis des Wahlkampfversprechens, die F-35 nicht zu kaufen, sondern "eine der vielen preisgünstigeren Optionen, die Kanadas Verteidigungsbedürfnissen besser entsprechen". Es wurde ein formeller Wettbewerb gestartet, um einen neuen Jäger auszuwählen. Zu den Kandidaten zählten der Eurofighter, die F/A-18E/F Hornet und die Rafale. Das Eurofighter Typhoon-Team stieg allerdings im August 2021 aus. Gründe: Die NORAD- Sicherheitsanforderungen verursachen "zu hohe Kosten für Plattformen, deren Herstellungs- und Reparaturketten außerhalb der 2-Eyes-Gemeinschaft USA-Kanada liegen", und die jüngste Überarbeitung der Industrie-Beteiligungsverpflichtungen würdigte "die verbindlichen Zusagen, die das Typhoon-Kanada-Paket zu machen bereit war und die einen seiner Hauptschwerpunkte darstellten, nicht ausreichend". Zu ähnlichen Erkenntnissen war Dassault mit der Rafale schon im November 2018 gekommen. Boeing wurde dann im Dezember 2021 von Kanada eliminiert, vermeintlich wegen des Handelsstreits zwischen der Regierung und Boeing über die Bombardier CSeries (jetzt Airbus A220).

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Kanada erhält die F-35A mit Bremsschirmbehälter auf dem Rumpfrücken, um wie Norwegen eisige Pisten zu meistern.

Deal-Abschluss

Man kann also davon ausgehen, dass die Kanadier die Anforderungen so festgelegt haben, dass die F-35 gewinnen musste, auch wenn natürlich von "einem offenen, fairen und transparenten Auswahlverfahren" gesprochen wird, bei dem am Ende nur noch die Saab Gripen E als chancenloser Konkurrent übrigblieb. Am 28. März 2022 jedenfalls gab die Regierung in Ottawa bekannt, dass man die F-35A ausgewählt hat. Am 9. Januar 2023 wurde der Abschluss des Deals von Helena Jaczek, Ministerin für öffentliche Dienste und Beschaffung, und Anita Anand, Ministerin für nationale Verteidigung, sowie François-Philippe Champagne, Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie, bekannt gegeben: Es geht um den Kauf einer Flotte von 88 F-35A für die RCAF. Die ersten Lieferungen sollen voraussichtlich 2026 erfolgen, und die kanadische Regierung geht "davon aus, dass wir zwischen 2032 und 2034 mit unserer gesamten Flotte die volle Einsatzfähigkeit erreichen werden".

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Die F-35 gibt es in drei Versionen. Neben der F-35A (vorn) die F-35C (links) für den Betrieb auf Flugzeugträgern und die F-35B mit Senkrechtlandefähigkeit.

Grösste Investition

Dies ist die größte Investition in die RCAF in den letzten 30 Jahren. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich auf 19 Milliarden US-Dollar (17,9 Mrd. Euro), einschließlich der zugehörigen Ausrüstung, dem Aufbau von Instandhaltungseinrichtungen und Dienstleistungen sowie des Baus von Einrichtungen für die Jagdgeschwader in Bagotville und Cold Lake. Die "Ankündigung ist auch eine hervorragende Nachricht für die kanadischen Unternehmen und die Beschäftigten in der kanadischen Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungsbranche. Der Erwerb und die anfängliche Betreuung der F-35 haben das Potenzial, über einen Zeitraum von 25 Jahren jährlich mehr als 425 Millionen Dollar zum kanadischen Bruttoinlandsprodukt beizutragen und jährlich fast 3300 Arbeitsplätze für die kanadische Industrie und die Partner in der Wertschöpfungskette zu sichern (direkt und indirekt)", verspricht die Regierung. Darüber hinaus werden erhebliche Investitionen in die Erneuerung der Verteidigungsinfrastruktur auf verschiedenen Stützpunkten in ganz Kanada getätigt, an denen viele kanadische Bau- und Instandhaltungsunternehmen beteiligt sein werden. Der kanadischen Industrie ist es in den letzten Jahren selbst ohne Kauf gelungen, Aufträge im Zusammenhang mit der F-35 zu erhalten, und zwar in Höhe von 2,8 Milliarden US-Dollar. Durch die Unterzeichnung der neuen Vereinbarungen über wirtschaftliche Vorteile mit der US-Regierung und mit Lockheed Martin und Pratt & Whitney ist die kanadische Industrie gut positioniert, um weitere Chancen im Zusammenhang mit der Produktion und Wartung des Flugzeugs zu nutzen, versicherte die Regierung.

Auch Deutschland will die F-35

Mit Kanada hat Lockheed Martin nun 14 Exportkunden für die F-35 Lightning II. Deutschland wird dabei noch nicht mitgezählt, auch wenn der Haushaltsausschuss des Bundestags am 14. Dezember 2022 knapp zehn Milliarden Euro für den Kauf und Betrieb der Stealth-Jets durch die Lufwaffe freigegeben hat. Ab 2026 soll die Auslieferung von insgesamt 35 Maschinen beginnen. Die ersten acht davon werden in den Vereingiten Staaten zur Ausbildung der Piloten und der Schulung des Bodenpersonals stationiert. Die F-35A soll die in die Jahre gekommene Tornadoflotte der Luftwaffe ersetzen und gleichzeitig der Luftwaffe den Technologiesprung in die 5. Fighter-Generation ermöglichen. Die Kampfjets sollen ab 2027 auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel stationiert werden, was allerdings noch einiges an Infrastrukturkosten verursachen wird, die bisher wohl nicht abgedeckt sind. Die Bundeswehr erwirbt von den USA ein Gesamtpaket, das Jets einschließlich Bewaffnung, Ersatzteilen und Wartungsleistungen für fünf Jahre beinhaltet. Die F-35A wird Deutschland weiter die nukleare Teilhabe mit US-Atombomben ermöglichen, die unter Aufsicht der USA in Büchel eingelagert sind. Sie hat hier laut Luftwaffe den Vorteil, dass sie bereits für einen Einsatz von Atomwaffen zertifiziert ist. Anders als der Eurofighter, der dafür erst nachgerüstet werden müsste.

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Lockheed Martin

Die Fertigungsrate liegt derzeit bei etwa 140 Flugzeugen im Jahr.

Exportschlager

Mit weiteren neuen europäischen Kunden in Finnland und der Schweiz wird Lockheed Martin weiter gut beschäftigt sein. Obwohl die F-35 eigentlich formal noch immer im Vorserienstatus ist, hat der Hersteller jedenfalls zum Jahresende 2022 eine Vereinbarung mit dem Joint Program Office für den Bau von bis zu 398 weiteren Flugzeugen im Wert von 30 Milliarden US-Dollar (28 Mrd. Euro) erreicht. Die Vereinbarung umfasst 145 Flugzeuge für Los 15, 127 Flugzeuge für Los 16 und bis zu 126 Flugzeuge für die Vertragsoption für Los 17, einschließlich der ersten F-35 für Belgien, Finnland und Polen. Was Los 16 betrifft, verkündete das Pentagon am letzten Arbeitstag des Jahres 2022 einen Auftrag in Höhe von 7,842 Milliarden US-Dollar als Modifikation (P00019) zu einem zuvor vergebenen Vertrag (N0001920C0009) mit festem Preis. Er umfasst 89 F-35A, 23 F-35B und 15 F-35C, und definiert eine Änderung (P00016) zur Unterstützung der Beschaffung von F-35-Los-15-Flugzeugen und zugehöriger Zusatzausrüstung zur Unterstützung des JSF-Programms.

Die 1000 rückt näher

Was die Lieferungen betrifft, so umfasst die weltweite Flotte nach 141 Auslieferungen in 2022 derzeit 894 Flugzeuge. Das F-35-Herstellerteam war auf dem besten Weg, die Verpflichtung von 148 Flugzeugen wie geplant zu erfüllen; Aufgrund eines Absturzes einer F-35B bei der Landung in Fort Worth am 15. Dezember gab es jedoch eine Unterbrechung des Flugbetriebs aller neu gebauten Maschinen. So konnten die notwendigen Abnahmeflugtests in den letzten zwei Dezemberwochen nicht durchgeführt werden.

Ärger mit den Triebwerken

Der Verdacht, dass der Unfall durch den Bruch einer Kraftstoffleitung verursacht wurde, bestätigte sich. Demnach sollen Resonanzschwingungen im Triebwerk dazu geführt haben, dass sich das Flugzeug bei der Landung aufgeschaukelt hatte und so verunglückt ist. Im Februar gab Pratt & Whitney bekannt, dass sie gemeinsam mit anderen Ingenieuren eine Lösung für dieses Problem entwickelt hätten und alle bisher Ausgelieferten F-35 nun nachgerüstet werden. Nach gut zwei Monaten Auslieferungsstopp nahm Lockheed Martin die Auslieferungsflüge der F-35 wieder auf. Über das Triebwerk der F-35 wird unabhängig von dieser Panne seit einiger Zeit diskutiert. Es ist klar, dass der Block 4 mehr Leistung benötigt, nicht nur den Schub, sondern auch Eigenschaften wie Kühlung und Stromproduktion betreffend. GE Aerospace will ein Triebwerk auf Basis seines XA-100 installieren. Es bietet einen zuschaltbaren, zweiten Nebenstromkanal, was auch die Effizienz im Marschflug verbessern soll. Auch Pratt hätte mit dem XA-101 ein ähnliches Aggregat, argumentiert aber, dass ein modernisiertes F135 ausreiche und viel billiger zu haben sei. Das Block-4-Modernisierungsprogramm für die F-35 schlägt laut Schätzungen immerhin mit rund 15 Milliarden US-Dollar zu Buche – alle bisher gebauten Flugzeuge wären damit veraltet. Es geht um mehr als 75 Veränderungen – vorrangig im Bereich elektronischer Hard- und Software, wobei längst nicht alle Details zum Umfang des kommenden Ausrüstungsstandards bislang öffentlich bekannt sind, zumal sich die Entwicklung verzögert.

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Pratt & Whitney

Für Block 4 wird noch ein besseres Triebwerk gesucht. Statt eines F119 mit Upgrades käme auch ein komplett neues Aggregat mit variablem Nebenstromzyklus infrage.

Neues Radar

Klar ist jedoch, dass die künftigen F-35 ein neues, verbessertes AESA-Radar von Northrop Grumman erhalten. Der Rüstungskonzern aus Virginia kündigte jüngst an, dass er die Entwicklung des speziell für die F-35 zugeschnittenen AN/APG-85 aufgenommen habe. Es soll das bislang verwendete AN/APG-81 ersetzen, welches ebenfalls von Northrop Grumman stammt. Technische Details zum neuen Radar nennt der Hersteller nicht. Das Radar soll aber mit allen Varianten der F-35 kompatibel sein und mit allen aktuellen und geplanten gegnerischen Luft- und Bodenbedrohungen zurechtkommen, indem es für "ein beispielloses Situationsbewusstsein im Kampfraum" sorgt.

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USAF

Ein neues AESA-Radar von Northrop Grumman gehört zum nächsten Upgrade der F-35.

Tech-Refresh 3

Grundlage von Block 4 ist das sogenannte Tech-Refresh 3, das 2021 für eine Kostenüberschreitung von 330 Millionen Dollar (309 Mio. Euro) sorgte. "Technology Refresh 3 modernisiert die Rechnerkapazität der F-35. Die neue TR-3-Hardware und -Software wirkt sich daher auf fast alle Flugzeugfunktionen aus", so die USAF. Am 6. Januar 2023 hob auf der Edwards Air Force Base die so ausgestattete AF-07 zu ihrem "zweiten Jungfernflug" ab, der etwa 50 Minuten dauerte. An den Erstflug wird sich laut USAF-Angaben nun eine umfangreiche Testkampagne anschließen, bevor das Upgrade schließlich Einzug in die Serienfertigung der F-35 hält. Erfolgreiche Tests vorausgesetzt, sollen die ersten mit TR-3 ausgerüsteten Maschinen, sie gehören zum Baulos 15, noch Ende dieses Jahres geliefert werden; sie können nachträglich auf den vollumfäng- lichen Block-4-Standard hochgerüstet werden. Geplant ist außerdem, bereits ausgelieferte F-35 rückwirkend bis zu Baulos 10 ebenfalls mit TR-3 auszustatten. TR-3 bietet die nötige Rechenleistung (mehr Daten können parallel verarbeitet werden) und Speicherkapazität, um die modernisierten Block-4-Fähigkeiten der F-35 zu unterstützen, darunter neue Sensorsysteme, präzisere Langstreckenwaffen, verbesserte Funktionen für die elektronische Kampfführung, eine leistungsfähigere Datenfusion und eine verbesserte plattformübergreifende Interoperabilität, sagt die US Air Force.

Wenn dann auch noch die Zuverlässigkeit und die Betriebskosten verbessert werden könnten, dürften weitere F-35-Verkäufe praktisch automatisch folgen. Schon jetzt sehen die US-Planungen und festen internationalen Bestellungen den Bau von 3328 Maschinen vor. Hunderte könnten hinzukommen, wobei Spanien, Griechenland und die Vereinigten Arabischen Emirate offenbar die nächstliegenden Kaufkandidaten sind.

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